Donnerstag, 4. Oktober 2018






Morton Herskowitz ist tot


Morton Herskowitz, Jahrgang 1918 starb am 6. August dieses Jahres an einer Lungenentzündung. Er wurde dementsprechend 100 Jahre alt und arbeitete noch in seinem 99. Lebensjahr in seiner Praxis. Als es noch die OML von Jamerling Ogg gab wäre man schnell über einen solchen Tatbestand in Kenntnis gesetzt worden. So war es mehr ein Zufall, dass ich über diese Meldung im Internet stieß, die ich hier teilen will.

Morton Herskowitz war der letzte von Reichs ausgebildeten Orgontherapeuten. Er gehörte zu der Philadelphiagruppe, die von Courtney Baker (dem Sohn von Elsworth F. Baker) angeführt wurde, der Physiker, Arzt, Orgontherapeut und Ausbilder beim ACO war. Nachdem sich Baker ins Privatleben zurückzog übernahm Herskowitz den Vorsitz, der allerdings nicht medizinisch wie Baker forschte. Herskowitz war lediglich D.O. (Doctor of Osteopathy), einen Titel den es hier in Deutschland nicht gibt und Orgontherapeut.
Herskowitz lebte und arbeitete in der Pinestreet, einer Strasse in der 3 Orgontherapeuten lebten, unter ihnen Dr. Oller. Es gab Kontakte nach Deutschland zu Übersetzern die Herskowitz Buch über Orgontherapie "Emotionelle Panzerung" ins Deutsche übersetzten sollten, doch wir Berliner waren die ersten, die Herskowitz persönlich trafen. Herskowitz war ein großgewachsener Mann, der mit Vorliebe große Zigarren rauchte. Das erste Interview über die Zeit mit Reich machten wir 1989 in seiner Praxis in Philadelphia, USA.

1992 fuhr ich mit meiner Lebensbegleiterin ein weiteres Mal nach Philadelphia um dort eine Woche Therapie zu nehmen. Ich wollte wissen, wie die Amerikaner Orgontherapie praktizieren. Es war ähnlich wie bei Hoppe (meinem Therapeuten), doch Hoppe gebe ich den Vorzug. Die selben "Übungen" waren bei ihm funktioneller, fließender. Zu Reichs Zeiten kamen Patienten 3 mal in der Woche in die Therapie. Bei uns war es (weil wir aus Deutschland angereist kamen) eine Woche, Tag für Tag hintereinander.
Die Übersetzer von Herskowitzs Buch und wir gehörten zu einer Organisation, die Herskowitz nach Deutschland einlud. Dort besuchte er ein Reichianisches Center, gab speziell Therapie für einen ausgesuchten Kreis der aus 4 Personen bestand, und sprach in drei Universitätsstädten, Heidelberg, Hamburg und München. In dem schönen klassischen Heidelberger Hörsaal kam nur eine Person, die auch noch während des Vortrags einschlief, nicht weil Herskowitz Vortrag so langweilig war, er war schlicht und einfach müde. Die restlichen vier Personen gehörten zum Staff, zwei davon war die Video-Crew. In Hamburg war das schon anders. Da war es ein normal gefüllter Seminarraum und in München war es eine geschlossene Gesellschaft in der Münchener Uni in einem Raum von Prof. Manfred von Radt. Eine der Töchter von Dr. Hoppe, die auch Ärztin ist, war auch ebenfalls anwesend.

Herskowitz hatte 2 Standardvorträge, die er immer Wort für Wort ablas. Der erste war über Orgontherapie, der 2. über Wilhelm Reich. Ich war etwas erstaunt, dass die Vorträge von keiner Spontanität begleitet waren, aber Herskowitz war Herskowitz.
München war der einzige Ort, wo Herskowitz aus Zeitgründen eine Kombination von beiden Vorträgen, die ja schriftlich vorlagen, vortrug. Aus dieser Videoaufzeichnung produzierte ich für Herskowitz einen Film, der in USA die Runde machte. Wegen der großen Distanz fuhren wir nicht wieder in die USA. In einem handschriftlichen Brief (leider ohne Datum) stellte Herskowitz noch einmal klar, dass er uns die Rechte gab die deutschen Vorträge von 1993 auf das Internet zu bringen ( www.orgonstar.de Orgonstar 458)
Sein Vortrag: „Persönliche Erinnerungen an Wilhelm Reich“ ist zu finden unter: http://www.trettin-tv.de/orgon/recalls.htm 
und "Psychiatrische Orgontherapie" http://www.trettin-tv.de/orgon/hersk.htm

Ab spätestens 1994 (Beginn 92) hatten wir unser eigenes Institut etabliert und waren komplett selbstständig und sahen auch Morton Herskowitz nicht wieder. Mort selbst, wie wir ihn nannten reiste gerne, aber nie 2 mal in ein Land. Von seinen Auslandsbesuchen schickte er uns jedes Jahr eine Postkarte mit einem von ihm gemalten Bild.
 

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