Montag, 19. Februar 2018

1968


 
Audimax der TU Berlin 1968

Inzwischen muss man ja schon sagen, dass nur die Älteren sich noch daran erinnern, in einer Zeit, wo junge Leute noch nicht einmal die Beatles mehr kennen - John, Paul, George and Ringo.
 
Es geht um die 68er, die 68er Studentenbewegung. An einem Wochenende, genau wie das jetzige 17./18.2. 2018, war vor 50 Jahren der Vietnam- Kongress in West-Berlin, eben 1968, nachdem die Studentenbewegung ihren Namen erhielt.
 
Gebrodelt hatte es bereits schon vorher. Es ist bekannt, dass sich Adenauer jede Menge Nazi- Personal in Deutschland politisch hielt, was die Nation lähmte.
Die Nachkriegsgeneration wollte eine Aufarbeitung alter Strukturen. Warum waren ihre Eltern Nazis gewesen. Warum waren heute noch Polizisten aus dem Nationalsozialismus immer noch Polizisten (Polizei im 3. Reich unterstand der SA). Da war der Bundesnachrichtendienst, der von einem ehemaligen Nazi geführt wurde. Das Staatsoberhaupt war in den Bau eines Konzentrationslagers verwickelt. Bundeskanzler Kiesinger bekam von Beate Klarsfeld eine Ohrfeige. Bereits früh war er in die NSDAP eingetreten. Westberlin war auch 1968 noch durch die Siegermächte bestimmt. Und dann der imperialistische Krieg in Vietnam durch unsere Gönner, die USA.

1968 lebte Rudi Dutschke in Westberlin, der aus der DDR kam, ebenso wie Bernd Rabehl. Der SDS, die ehemalige Studentenorganisation der SPD, hatte damals eine Flaute und bekam durch den dynamischen Rudi Auftrieb.
Den ersten großen Eklat gab es bereits am 2.Juni 1967, als Benno Ohnesorg von der Polizei auf einer Anti-Schah-Demo, gegenüber der deutschen Oper, erschossen wurde. Dasselbe Schicksal erlitt Rudi Dutschke im April 1968, allerdings durch einen von den Medien aufgehetzten Zivilisten.

Bereits am 1.1.67 wurde die Kommune 1 gegründet zu der Dieter Kunzelmann und Fritz Teufel gehörten. Dutschke und Rabehl sympathisierten, standen dann aber doch abseits.

Hier sollte der Versuch unternommen werden, dass Zusammenleben mehr nach Bedürfnissen zu leben, ein soziales Lebenslabor zur "Politisierung des bürgerlichen Individuums" (K 2). Der Vietnamkrieg fiel in dieses Schema. Man fühlte sich verantwortlich.

Eines Tages sah ich Rainer Langhans (K1) der mit seiner Struwwelpeterfrisur auf einem Richtertisch stand. Hintergrund: K.P. hatte seine Notdurft im Gerichtssaal entleert und war danach zum Richtertisch gerannt, nahm sich seine Anklageschrift und wischte sich den Hintern damit ab. Dies sollte zeigen, was man von dem Recht der Besatzer hielt.

Ab da wollte ich politischer Kommunarde werden. Es war die Zeit des politischen Aktionismus, nicht der Gewalt. 
Ich war damals noch Schüler, nahm aber schon 1968 am Sternmarsch auf Bonn gegen die Notstandsgesetze teil. Erst 1969 lebte ich in der Kommune 1-Fabrik in der Stephanstr., in Moabit / Berlin.
Zum Vietnamkongress kamen über 5000 Personen angereist, unter ihnen auch philosophische Prominenz wie Jean Paul Sartre. Die 68er-Bewegung setzte vieles in Gang, u.a. die Kinderladen-Bewegung (freie Erziehung), die Frauenbewegung, das Leben in Wohngemeinschaften und überhaupt die Politisierung, die letztlich zur Gründung der Grünen führte. Die 68er Bewegung war eine revolutionäre Bewegung, auch wenn sie das Herz der Nation nicht erreichte, die Arbeiter und den Mittelstand. Mich führte sie in die Tiefen der Sexualökonomie von Wilhelm Reich, der selber ein politischer Theoretiker der Bewegung war. Hier fand ich meinen späteren Beruf, den ich heute, (wenn selber auch schon Rentner) immer noch ausübe. -J.T.


Audimax der TU Berlin 2018